Schützenbruderschaft - Schützenfest Festansprache 2012

  • Drucken

 

Schützenfest Kühlsen

Festansprache am Ehrenmal vom Stadtverordneten Karl-Heinz Schwarze am 19.08.2012

  

Majestäten und Hofstaat,
liebe Schützenbrüder, werte Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Kühlsen,
liebe Freunde des Kühlseners Schützenfestes,

in einem blühenden Land, dessen Bewohner durch Fleiß, Einfallsreichtum, Selbst- wie Nachbarschaftshilfe und viel ehrenamtlichen Einsatz zu Wohlstand gekommen waren, brach eines Tages eine unerklärliche Seuche aus.       
Ein Mann ging in ein Wirtshaus, setzte sich zu seinen Freunden sowie Bekannten und sprach: „Ich bin Mitglied in Vereinen, doch eine freiwillige Arbeit oder ein Ehrenamt übernehme ich nicht“! „Warum nicht?“ fragten ihn seine Zuhörer. „Aus Prinzip“ antwortete der Mann. Das war ein schönes Wort und es gefiel den Zuhörern. Und der Mann, der aus Prinzip kein Amt übernehmen wollte, bekam viele Anhänger, und alle wollten aus Prinzip keine Arbeit und kein Amt im Verein annehmen.            
Und eine große Ruhe kam über das Land, seine Städte und Dörfer. Die prächtigen und farbenfrohen Umzüge waren ebenfalls aus den Straßen der Orte verschwunden, weil jeder sich aus Prinzip nur noch in der Rolle des Zuschauers sah.

Verehrte Gäste, liebe Schützen,      
wo steht heute jeder von uns? Wo stehen insbesondere die Schützenbrüder und die Dorfgemeinschaft aus Kühlsen? 110 Mitbürger/innen haben hier im liebenswürdigen Steinbergdorf ihren Lebensmittel-punkt. Jeder kennt jeden, seine Stärken – seine Schwächen und doch ist jeder letztendlich in einer so kleinen Dorfgemeinschaft auf seinen Nächsten angewiesen.            
So vertrauten auch die 19 gefallenen und vermissten Soldaten aus Kühlsen bedingungslos ihren Kameraden gerade in den Stunden der Angst vor und in den mörderischen Schlachten des I. und II. Weltkrieges. Sie gaben für den Kameraden das Teuerste: ihr eigenes Leben. Nicht „Aus Prinzip“, sondern aus Verantwortung - Ehre - Kameradschaft und Nächstenliebe. Sie trugen sich dabei gegenseitig, im Leben, wie im Tod. Ehre ist unantastbar. Und manch einem wird sie helfen, Mut und Zuversicht zu finden, wenn man ganz unten am Boden liegt, weil sie das letzte ist, was man neben Gottes Gnade besitzt. Sie hilft, wieder aufrecht zu stehen.

Auf den ersten Blick ist in Kühlsen alles ruhig und beschaulich. Doch wer genau hinschaut, sieht vielfältige ehrenamtliche Arbeit. Der Hallenbetreiberverein (10 Mitglieder) bewirtschaftet seit 1998 erfolgreich den einzig verbliebenen Kommunikationsort und nun auch die Grünanlagen im Dorfmittelpunkt, die Löschgruppe der Frw. Feuerwehr (28 Mitglieder) leistet seit 1927 vorbildlich Hilfe, um Menschen, Tiere und Sachwerte zu retten, zu schützen oder zu bergen. Die Schützenbruderschaft (60 Mitglieder) ist seit 1593 die Klammer, die Mitbürger/innen und Gäste in Kühlsen dauerhaft zusammenführt.

Auch wenn bisweilen der eine oder andere sich hier im Ort als Anhänger der Bewegung „Aus Prinzip“ ausschließt, dieses Dorf lebt und schafft täglich neue Lebensqualität für seine Bewohner, weil man um die eigene Verantwortung für die Gemeinschaft weis.      
Die drei neu gestalteten und Dorfprägenden Wappen vor der Steinberghalle und die hohe finanzielle Eigenleistung bei der Renovierung der Josefskapelle dürfen die Menschen des Dorfes Kühlsen mit Stolz auf ihre Fahnen schreiben.

Die Fahnen der Schützenbruderschaft haben als Bild den Hl. Josef. Er ist nach kirchlicher Lehre der Patron der Sterbenden. Dieser Friedhof ist der Ort der Trauer, für die Verstorbenen des Ortes und der Kriegstoten. Dem Hl. Josef, zugleich besonderer Schutzpatron der Kirche, werden aber auch alle Lebenden empfohlen.      
Tod und Leben sind während dieser Ehrenmalfeier auf das Engste verbunden. Symbolisch drücken es die Kerzen auf den Gräbern und am Ehrenmal aus: 
Sie stehen für das Engagement der Menschen, die ohne Bezahlung helfen. Wer sich enthält, zurückzieht, bleibt im Dunkel. Doch wer Wärme verschenkt, wie eine Kerze, wird reicher. Und wer Licht gibt, bei dem wird es heller!

Verehrte Gäste, liebe Schützen,      
In der Kühlsener Chronik ist zu lesen (Zitat): Die Kühlser sollen überhaupt die Lieblinge im hochadeligen Stift Heerse gewesen sein. Musste z. B. jemand aus Kühlsen Soldat werden, dann wurde er vom damaligen Stifte Heerse freigekauft.            
Ich wünsche den Menschen hier im Ort Kühlsen, dass Sie auch zukünftig die Lieblinge der Region bleiben, dass niemand sein Dorf - seine Heimat verlassen muss und uns allen:  
die Ehre und den Mut, der Gemeinschaft zu dienen und die Toten als Zeichen menschlicher Kultur in guter Erinnerung zu behalten.

Lieber Herr Oberst Falke,   
als Zeichen meiner Anteilnahme und persönlichen Trauer für die Gefallenen ihres Dorfes möchte ich Ihnen diese Kerze, eingebettet in Rosen, überreichen. Rosen zieren auch das Wappen der Ortschaft Kühlsen und waren für die Soldaten immer ein Gruß aus der Heimat.         
Letztendlich verneige ich mich vor allen Soldaten und Zivilisten, die in kriegerischen Auseinandersetzungen ihr Leben verloren haben. Hierin schließe ich insbesondere meine, die Kameraden der Bundeswehr ein.

 

>>> Stadtverordneter Karl-Heinz Schwarze <<<

 

2012 Schuetzenfest Kuehlsen Festansprache am Ehrenmal

Das Foto „Neue Westfälische“ (v.l.n.r.)zeigt:

Oberst Franz Josef Falke und Stadtverordneter Karl-Heinz Schwarze während der Ehrenmalansprache auf dem Friedhof in Kühlsen.